Geschichte
Der Ort Großgestewitz wird urkundlich erstmals 1040 in einer Schenkungsurkunde von Kaiser Heinrich lll erwähnt.
In dieser übergibt er unter anderem die 'villi gostici' an den Bischof von Naumburg. In dieser Ortschaft befanden sich ein befestigter Wohnturm und einige Steinhäuser. Der befestigte Wohnturm als Vorläuferbau des nunmehrigen schlossartigen Gebäudes befand sich schon damals inmitten einer slawischen Wallanlage, die wohl zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert aufgeschüttet worden sein muss.
Im Jahre 1196 wird ein Enricus de Gostic erwähnt, der sich in Großgestewitz niedergelassen hatte und den Wohnturm, neben dem die Nikolaikapelle stand, bewohnte.
Diese Kapelle war im 15. Jahrhundert verfallen und wurde durch Alexius von Frankleben aufgrund einer Ritterfehde, in der er einen anderen Ritter erschlug, als Teil einer Sühne erneuert. Da die gesamte Sühne den Wert des Rittergutes erreichte, verarmten die Eigentümer und mussten das Gut 1497 veräußern.
Um 1500 übernahm Hans von Landwüst das Gut und bis 1530 gegen Übernahme der Schulden den gesamten Ort.
Auf dem Gut lag die Last, einen Ritter auszurüsten. Hierzu gehörte nicht nur die Ausrüstung eines waffenfähigen Mannes mit Pferd. Zudem mussten die Geschlechter ritterbürtig sein,
d.h. sie mussten 16 Ahnen vorweisen, um in die Gesellschaft der Rittergüter aufgenommen zu werden.
Auch die Verpflichtungen der Kirche und der Familie gegenüber waren Teil der Philosophie, davon zeugt heute noch der Altar und die Inschrift im Eingangsbereich. Als Einheit von Wirtschaftsführung und sozialem Verhalten verantworteten die Gutsherren das gesamte soziale Leben im Dorf.
Der 30-jährige Krieg wirkte sich in Großgestewitz 1637 und 1645 verheerend aus.
Im Jahre 1637 fiel die Soldateska in den Ort ein und plünderte und brandschatzte ihn. Im Jahre 1645 wurde Großgestewitz beschossen.
Als Folge des Beschusses brannte auch das Schloss ab, das bis 1660 wieder aufgebaut wurde.
Bis Ende des 18. Jahrhunderts blieb das Gut Eigentum der Familie von Landwüst. Nach dem Aussterben der Linie kam eine Zeit häufigen Besitzerwechsels,
bis im Jahre 1840 die Familie von Barby das Gut übernahm. Um 1900 wurde das Herrenhaus im Innenbereich grundlegend dem Zeitgeschmack angepasst und renoviert.
Als Folge des 2. Weltkrieges wurde im Zuge der Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone die Familie von Barby enteignet. In der Folgezeit diente das Gebäude Wohnzwecken und wurde von der LPG genutzt. Diese Nutzungen führten auch durch Ein- und Umbauten zum steten Verfall des Gebäudes.
Nach 1990 sanierte die Gemeinde mit erheblichen öffentlichen Zuschüssen das Dach, die Außenfassade und die Außentreppen. Im Rahmen einer von der Bundesrepublik
durchgeführten Versteigerung wurde das Gebäude 1998 durch die jetzige Eigentümerfamilie erworben.
Architektur
Das Hauptgebäude ist ein zweigeschossiger Rechteckbau mit hohem Mansardwalmdach, geschweiften Gesimsen sowie einer wunderschönen zweischenkligen vorgezogenen Freitreppe.
Der Mittelteil ist dreigeschossig erhöht, um eine schlossartige Wirkung zu erzeugen.
Die Vorderfront wird durch die glatten Säulenansätze gegliedert, auf denen die Kapitelle mit herabhängenden Blütendolden aufgesetzt sind.
Durch den Putz werden die Mittelfenster risalitartig hervorgehoben.